Prof. Dr. Johannes Fuß zu Gast beim Alexianer Forensik Forum.
Können Sexpuppen einen therapeutischen Nutzen haben? Wie hängen Frauenbild und Nutzung zusammen? Dieses Thema hat in der vergangenen Woche Prof. Dr. Johannes Fuß beim Forensik Forum in Münster vertieft.
Sie sehen täuschend echt aus. Lange oder kurze Haare, Augenfarbe, Brustgröße können mit nur wenigen Klicks im Internet festgelegt werden. Die persönliche, sehr hochpreisige Puppe aus Silikon kommt auf Bestellung zeitnah mit der Post. Doch wer ist eigentlich im Besitz einer solchen Puppe? Die Antwort hierzu hat Prof. Dr. Johannes Fuß, Professor für Forensische Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und Leiter des Instituts für Forensische Psychiatrie und Sexualforschung am LVR-Klinikum Essen, parat: Zurzeit werden Sexpuppen besonders von heterosexuellen Männern genutzt.
Gemeinsam mit seinem Forschungsteam hat Prof. Dr. Johannes Fuß 217 heterosexuelle Männer zwischen 18 und 77 Jahren befragt. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Die Nutzer sehen in den Sexpuppen entweder ein reines Sexspielzeug oder leben mit ihnen in einer partnerschaftlichen Beziehung. Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, mit einer Sexpuppe zusammenzuleben. Ein Viertel von ihnen äußerte, dass sich ihr Verhalten gegenüber Frauen seit dem Besitz geändert hat. So zeigen sich diese Männer weniger interessiert an einer echten Partnerschaft.
„Sexpuppen werden in der breiten Öffentlichkeit nach wie vor sehr kontrovers diskutiert“, weiß Prof. Dr. Johannes Fuß. Zum einen können die hochrealistischen Puppen dazu beitragen, dass Frauen im wahren Leben stärker als Objekt wahrgenommen werden. Zum anderen gibt es die Meinung, dass durch die Nutzung von Puppen die Anzahl an Vergewaltigungen und Missbräuche zurückgehen könnte.
Für die forensischen Kliniken ist die Forschungsarbeit ein sehr spannender Ansatz. „In einigen Kliniken ist der Einsatz von Sexpuppen bereits erlaubt, in Münster“, so der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Dieter Seifert, „wurde bisher nicht darüber entschieden. Ein Drittel unserer Patienten der Christophorus Klinik sind Sexualstraftäter. Welche Möglichkeiten sich hieraus zukünftig ergeben werden, bleibt abzuwarten, da die Forschung noch ziemlich am Anfang steht.“